Philipp Sonderegger wurde 1974 geboren. Seine Mutter Margarete ist das Kind von Bergbäuer*innen, sein Vater Reinhard der uneheliche Sohn einer Fabriksarbeiterin. Vielleicht rührt daher der Draht zu den Hinausgedrängten und Abgewerteten.
I n den 1990ern baute Sonderegger als Geschäftsführer das poolbar-Festival in Feldkirch mit auf, jobbte als Betonfahrer und übersiedelte für das Studium der Politikwissenschaften und der Soziologie nach Wien.
2001 wählte ihn SOS Mitmensch im verrauchten Kellerlokal zum Sprecher. SOS Mitmensch wandelte sich von der Lichtermeer-Plattform zur Menschenrechtsorganisation und verschaffte sich als kompetente Stimme in der Asylpolitik Gehör. Er holte die Menschenrechtsanwältin Nadja Lorenz als Vorsitzende, Sabine Zhang als zweite Geschäftsführerin und Ute Bock als Bürokollegin. Sonderegger schmiedete Allianzen zwischen NGOs und Selbstvertretungsorganisationen, betätigte sich als Geburtshelfer für zivilgesellschaftliche Start-ups und führte bemerkenswerte Kampagnen.
Nach zehn Jahren wechselte Sonderegger hinter die Kulissen. Das fachliche Rüstzeug für die Beratung holte er sich bei trainconsulting und N’OST, er vertiefte Grundlagen an der Universität Wien. Besonders geprägt hat ihn der deutsche Soziologe Dirk Baecker. Die Systemtheorie entpuppte sich als die Betriebsanleitung seiner Denk- und Arbeitsweise. „Mein Interesse wird meist von dem Element geweckt, das angeblich gar nicht dazu gehört“, sagt Sonderegger.
Seit 2012 arbeitet er selbständig als systemischer Berater für NGOs. Seine Spezialität ist die wirksame Verbesserung der Welt. Sonderegger unterstützt zivilgesellschaftliche Organisationen und Gruppen beim Formulieren, Planen und Durchsetzen ihres gesellschaftlichen Auftrags. „Offenheit und Verlässlichkeit sind die Grundlagen eines jeden produktiven Arbeitsbündnis“. Er mag Großgruppen, den Blick auf Ressourcen und die mauerbrechende Kraft von Geschichten.
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Politisch engagiert sich Sonderegger in der Menschenrechtsbewegung. Alle Menschen haben Würde. Die Schwerpunkte der letzten Jahre sind Polizei und Versammlungsfreiheit. Die Volksanwaltschaft ernannte ihn zum Mitglied des Menschenrechtsbeirats. SOS Mitmensch entsandte ihn in das zivilgesellschaftliche Dialoggremium von Polizei.Macht.Menschenrechte im Innenministerium. Dort initiierte er u.a. Verbesserungen für Brandschutz in Schubhaft und Standards für Body Worn Cameras.
Sonderegger lebt in Wien mit Partnerin Cornelia und Tochter Toni. Er will nach Vietnam reisen, so oft es geht.
Für den Standard ist Sonderegger „Polizeiexperte“, das Profil bezeichnete ihn als „NGO-Kenner“ und der Falter als „Oberzivilbürger“. Für Diakonie-Vizedirektor Martin Schenk ist er schlicht der „Sonderchecker“, für Karin König der „Integrator“. Ruth Seliger sagt über ihn: „Ich habe noch selten jemand getroffen, bei dem Verstand und Intuition so gut zusammen laufen.“
Bild: Chris Zvitkovits
Kampagnen bei SOS Mitmensch
Österreich für alle gleich
Bock auf Bier
Rassismus streichen
Ein Jahr vor Erscheinen des Iphones dokumentierten Rassismus-„Paparazzi“ mit ihrem Mobiltelefon rassistische Beschmierungen auf einem digitalen Stadtplan, um die Stadt Wien in die Verantwortung zu nehmen.
Anerkennungspreis 2007 beim Prix Ars Electronica
„Mit einer intelligenten Kombination von Technologie und Zeichentheorie gegen Rassismus“